Weil die Drittpartner-Firma Al Alam aus Dubai Gegenstand
kritischer Presseberichte war, sollen Braun und Marsalek beschlossen haben, in
Zukunft eine andere Firma als angeblich neuen, unbelasteten Drittpartner zu nutzen:
Ruprecht, die unter Kontrolle eines alten Bekannten stand: James Henry
O’Sullivan, ein Marsalek-Kumpel. Als Strohmann aktiv: Rajaratnam
Shanmugaratnam, Wirecards Treuhänder in Singapur. Noch ein alter Bekannter. Ruprecht
sollte angeblich bereitstehen, die über Al Alam abgewickelten Händler in kurzer
Zeit aufzunehmen. Wirecard sollte Ruprecht Sicherheiten in Höhe von 10
Millionen Euro zur Verfügung stellen.
In einer Vorstandssitzung am 12. Dezember 2019 stellte
Marsalek Ruprecht als neuen TPA-Partner vor. Al Alam habe angeblich wegen der
KPMG-Untersuchung angedroht, die Geschäftsverbindung zu kündigen. Die zehn
Millionen Euro wurden am 19. Dezember an Ruprecht überwiesen. Wenige Tage
später schoss Wirecard kurzfristig noch 30 Millionen Euro nach. Die Anweisung
schickte Marsalek per Email an die Abteilung Treasury, nicht mal eine Minute
später kam das Go von Braun dazu. Braun soll sich die Zustimmung von Finanzvorstand
Alexander von Knoop durch einen Besuch in dessen Büro persönlich abgeholt
haben. Die noch übrig gebliebene Vorständin Susanne Steidl stimmt ebenfalls zu.
Eine Vorstandssitzung und förmliche Beschlussfassung wurden umgangen, „und die
zuständigen Personen bewusst durch die Entscheidung binnen weniger Minuten am
Nachmittag vor den Weihnachtsfeiertagen überrumpelt“, so die
Staatsanwaltschaft. Der Vorwurf: Braun und Marsalek haben gegen ihre
Verpflichtung, das Vermögen der Wirecard zu schützen, verstoßen. Das Geld, das
an Ruprecht Services gezahlt wurde, wurde nie zurückgezahlt.